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Stressmanagement – Burnout-Prävention. Vorbeugen, bevor es zu spät ist: 8 Sofortmaßnahmen zur Burnout-Prävention
Fällt es Ihnen schwer, sich zu konzentrieren? Hatten Sie schon einmal Seh- oder Hörstörungen? Haben Sie den Eindruck, nichts bewirken zu können? Wachen Sie morgens wie zerschlagen auf? Das sind einige Fragen aus den gängigen Burnout-Tests.
Nicht jeder, der solche Fragen mit „ja“ beantwortet, steht kurz vor dem Ausgebranntsein. Dennoch: Die Gruppe der seelisch und körperlich völlig Erschöpften wächst. Dabei ist es so einfach, mit der richtigen Burnout-Prävention rechtzeitig vorzusorgen.
1. Gewinnen Sie Abstand
Typische Meinung: „Muße? Spaß? Das muss warten, bis ich meinen Arbeitsberg abgetragen habe.“
Denken Sie um: Nehmen Sie sich gerade dann eine Auszeit, wenn Sie unter Druck stehen. Lesen Sie ein spannendes Buch (nicht nur die Tageszeitung!), bei dem Sie alles um sich herum vergessen. Sehen Sie sich einen Film an, der Sie einfach nur zum Lachen bringt. Lassen Sie sich auf das Spiel von Kindern ein. Singen oder musizieren Sie für die Burnout-Prävention im Alltag.
2. Wechseln Sie den Ort
Typische Meinung: „Augen zu und durch! Wenn ich konsequent dranbleibe, wird es schon irgendwie gehen.“
Denken Sie um: Meiden Sie Orte, die für Sie mit Erfahrungen von Misserfolg oder Stress verknüpft sind. Treffen Sie sich mit Ihrem schwierigen Kunden nicht wieder in dem Besprechungszimmer, in dem es neulich schon zum Eklat gekommen ist. Unterrichten Sie als Lehrer Ihre „schlimme Klasse“ einmal in einem anderen Raum oder im Freien statt in dem Klassenzimmer, das Sie bereits mit erhöhtem Puls betreten. Nehmen Sie zum Zweck der Burnout-Prävention auf Ihrem Weg zur Arbeit lieber eine längere Strecke in Kauf, als Straßen voller aggressiver Autofahrer zu benutzen. Wechseln Sie den Tisch oder den Raum, wenn Sie merken, dass Ihre Gedanken am Schreibtisch blockiert sind.
3. Bewegen Sie sich
Typische Meinung: „Fitness-Studio? Sport? Das bringt doch nichts, wenn ich es nicht total konsequent 3-mal pro Woche mache!“
Denken Sie um: Auch die kleinste Bewegung hilft! Treppe statt Lift, ein kleiner Spurt statt gemächlichen Schlenderns, eine halbe Stunde Schwimmen vor dem Frühstück im Hotel, minimale Morgengymnastik, eine Haltestelle früher aussteigen oder einen weiter entfernten Parkplatz nehmen und den Rest zu Fuß gehen – all das ist weit besser als gar nichts! Gesunde Gymnastik ist übrigens schmerzfrei. Lassen Sie alle Gewaltmaßnahmen weg.
4. Suchen Sie die Gegenwart freundlicher Zeitgenossen
Typische Meinung: „Die Menschen um mich herum machen mich fertig!“
Denken Sie um: Den Charakter von Frau Spitz und Herrn Fiesling können Sie nicht ändern. Und dass Sie mit denen zu tun haben, meist auch nicht! Aber Sie können sich zum Ausgleich gezielt Menschen zuwenden, die eine positive Ausstrahlung haben. Suchen Sie ganz egoistisch den Kontakt mit Kollegen und Kunden, die Sie mögen und die Ihnen guttun. Das ist die beste Schutzimpfung gegen die täglichen Miesmacher und wichtig für die Burnout-Prävention.
5. Akzeptieren Sie Ihren Alltagsstress
Typische Meinung: „Schrecklich, wie stressig diese Woche wieder ist!“
Denken Sie um: Nehmen Sie wie mit einem Messinstrument wahr, wann Sie gestresst sind und wie sehr. Sagen Sie sich vor dem schwierigen Gespräch mit einem Kunden oder dem Chef: „Ich fühle mich etwas/ziemlich/sehr gestresst.“ Dadurch schulen Sie Ihr Gespür für die schönen Momente, wenn die Belastung wieder nachlässt. Burnout-Opfer können das nicht mehr; für sie ist das Belastungsgefühl zum Dauerzustand geworden. Machen Sie sich klar, dass Stress zum Leben gehört – genauso aber auch das Abhängen und Faulenzen.
6. Sparen Sie an Alkohol, Nikotin, Kalorien, Koffein
Typische Meinung: „Gesundes Leben kann ich mir nicht leisten, bei dem Stress brauche ich meine kleinen Drogen.“
Denken Sie um: Probieren Sie es 1 Woche lang aus, auf die übliche Tasse Kaffee und das süße Teilchen zu verzichten. Gehen Sie stattdessen 5 Minuten ins Freie, und machen Sie einen Powerspaziergang (schnelles Gehen, aber nicht Rennen). Das wirkt – bei gleichem Zeitaufwand – mindestens genauso gut gegen Ihre Müdigkeit wie die Zufuhr von Koffein. Aber Sie beugen damit zusätzlich dem Stress vor. Achtung: Finger weg von Alkohol, wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie ihn zur Entspannung brauchen!
7. Versprechen Sie weniger
Typische Meinung: „Wenn ich nicht da bin, läuft nichts. Es ist nun mal das Los der Guten, dass sie immer gebraucht werden.“
Denken Sie um: Es ist leider das Los der Guten, vom Burnout bedroht zu sein! Je mehr Sie leisten, desto stärker werden die anderen sich auf Sie verlassen – ein Teufelskreis. Starten Sie konsequent eine Delegier-Initiative: Geben Sie auch Jobs ab, die Sie eigentlich schneller oder besser machen. Nur so können Sie sich retten.
8. Lassen Sie sich vom Arzt helfen
Typische Meinung: „Wenn mich mein Arzt krankschreibt, bin ich meinen Job bald los.“
Denken Sie um: Wenn Sie wirklich schwer krank werden, sind Sie noch viel mehr los! Weil Burnout-Erkrankte die Krankenkassen richtig viel Geld kosten, ist die Burnout-Prävention gesundheitspolitisch höchst erwünscht. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, bevor Sie zusammenbrechen. Eine Kur kann Wunder wirken – nicht nur bei Ihnen, sondern unter Umständen auch bei Ihrem Arbeitgeber.
Autorin: Dr. Ruth Drost-Hüttl
Mit freundlicher Genehmigung des Orgenda Verlag. Quelle: simplify-Newsletter und simplify-Homepage.
simplify Allgemeinwissen: Ist Burnout nur ein Modewort?
Burnout oder Depression?
Es sei zwar zu begrüßen, dass die große Bedeutung psychischer Erkrankungen deutlicher und die diesbezügliche Sensibilität erhöht werde, sagt Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Leipzig.
Doch werde der inflationäre Gebrauch des schwammigen Begriffs Burnout von vielen Betroffenen und Experten als verwirrungstiftend, irreführend und längerfristig stigmaverstärkend eingeschätzt. Prof. Hegerl liefert 5 Gründe gegen das Modewort Burnout:
1. Der Begriff Burnout ist nicht klar definiert und in den maßgeblichen internationalen Klassifikationssystemen gibt es keine Diagnose Burnout. Entsprechend liegen für die bunten psychischen Störungen, die alle unter Burnout zusammengefasst werden, auch keine Behandlungen mit Wirksamkeitsbelegen aus methodisch guten Studien vor.
2. Ein Großteil der Menschen, die wegen „Burnout“ eine längere Auszeit nehmen, leidet defacto schlicht an einer depressiven Erkrankung. Alle für die Diagnose einer Depression nötigen Krankheitszeichen liegen vor, wozu immer auch das Gefühl tiefer Erschöpftheit gehört.
3. Wird Burnout als weniger stigmatisierende alternative Bezeichnung zu Depression verwendet, so wäre dies akzeptabel. Problematisch ist jedoch, dass der Begriff eine Selbstüberforderung oder Überforderung von außen als Ursache suggeriert.
Auch wenn ausnahmslos jede Depression mit dem tiefen Gefühl der Erschöpftheit einhergeht, ist jedoch nur bei einer Minderheit der depressiv Erkrankten eine tatsächliche Überforderung der Auslöser der Erkrankung.
4. Mit dem Begriff Burnout ist die Vorstellung verbunden, dass langsamer treten, länger schlafen und Urlaub machen gute Bewältigungsstrategien sind. Verbirgt sich hinter diesem Begriff eine depressive Erkrankung, so sind dies jedoch oft keine empfehlenswerten und oft sogar gefährliche Gegenmaßnahmen.
Menschen mit depressiven Erkrankungen reagieren auf längeren Schlaf und eine längere Bettzeit nicht selten mit Zunahme der Erschöpftheit und Stimmungsverschlechterung.
5. Eine Vermengung von Stress, Burnout und Depression führt zu einer Verharmlosung der Depression. Stress, gelegentliche Überforderungen, Trauer sind Teil des Lebens und müssen nicht medizinisch behandelt werden.
Depression dagegen ist eine schwere Erkrankung, die sich wesentlich von dem Gefühl der Erschöpftheit unterscheidet, das wohl jeder Mensch bisweilen kennt. Die Verharmlosung der Depression verstärkt das Unverständnis gegenüber depressiv Erkrankten.
Der beste Weg zu einem optimalen Umgang mit der Erkrankung Depression ist es eine Depression auch Depression zu nennen.
Quelle: Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Stiftung Deutsche Depressionshilfe
Mit freundlicher Genehmigung des Orgenda Verlag. Quelle: simplify-Newsletter und simplify-Homepage.