Geheime Botschaften: Englische Werbebotschaften werden nicht verstanden – Einkauf mit Wörterbuch

Erstellt am 27. März 2012 von

Am vergangenen Donnerstag, las ich diesen zutreffenden und sehr amüsanten Leserbrief in der hiesigen Zeitung  (BNN).

Englisch in der Werbung

Birgit Schmutte aus Karlsruhe, sprach mir damit aus der Seele. Noch nie verstanden habe ich, warum Firmen mit ihren Kunden nicht in deren Muttersprache reden?

Die Botschaft soll doch verstanden werden, wenn etwas verkauft  oder eine Information an den Mann oder die Frau werden soll. Viele Studien der vergangenen Jahre belegen nämlich: Die englischen Werbebotschaften werden wenig, nicht oder falsch verstanden.

Die  Namensagentur Endmark hat untersucht, inwieweit englische Werbeslogans von deutschen Kunden verstanden werden.  Das Ergebnis ist kurios: Von den 1014 befragten Personen der werberelevanten Zielgruppe von 14 bis 49 Jahren in Hamburg, Köln, Leipzig und München versteht im Schnitt nur jeder Vierte die vom Werber beabsichtigte Botschaft.

Nach der Endmark-Studie, werden nur weniger als 30% der englischen Werbesprüche überhaupt verstanden. Oder umgekehrt, mehr als 70% der englischen Werbeenergie der werbenden Firmen, verpuffen nicht nur wirkungslos, sondern führen auch zu Ärger beim Kunden, der nicht versteht, warum englich mit ihm gesprochen wird. Hier können Sie sich die komplette Studie herunterladen:  Markenclaims_Endmark_Studie.

Dazu gibt es ein wunderbares Video mit Jochen Busse und Susanne Petzold.

Es ist sicher  verständlich, wenn Fluggesellschaften sich der internationalen Fliegersprache englisch bedienen. Bemerkenswert ist allerdings, dass ein deutsches Unternehmen wie Siemens in Frankreich französisch, in Spanien spanisch, – aber in Deutschland englisch wirbt. Das soll noch einer verstehen.

Mein Apell an alle Werber:

Liebe Werber, sprecht doch mit mir und allen Euren Kunden deutsch. Dann steigen die Chancen verstanden zu werden, sofort fast ins Unermessliche


Schreibe einen Kommentar


Kommentare

  1. Ein Apell, der mir aus der Seele spricht! Irgendwie scheinen mehr und mehr große wie kleine Unternehmen zu denken, Englisch oder möglichst abgehobene Fachbegriffe seien ein Zeichen von Expertise.
    Dabei wundere ich mich allerdings immer, ob diese Marketing-Entscheider im Privatleben bzw. in Bereichen, in denen sie selbst keine Profis sind, sich nicht ebenfalls über unnötig komplizierte Kommunikationstiraden ärgern?!

    Viele Grüße aus Stuttgart!
    Michael

  2. Da sind Sie aber als Decision Maker ziemlich oldschool ohne gorgeous Signals 😉

    Als „gorgeus“ (prachtvoll, großartig) hatte Jaguar mal seine Autos beworben. der deutsche Michel hats nach einer Umfrage als „georgisch“ übersetzt.

  3. Holger Neuhaus sagt:

    Mit Begeisterung und einem ständigem Schmunzeln auf den Lippen las ich diesen Beitrag!
    Ich arbeitein der IT Branche (*lach* schon wieder Anglizismus). Dort ist es Gang und gebe in einem Denglish Slang zu kommunizieren. Das dabei die meisten gar nicht verstehen worum es geht und dadurch extrem viel Potenzial und Energie verpufft scheint niemanden zu interessieren. Hauptsache man ist Hipp. Ich sag dann immer Hipp ist Babynahrung. Wenn ich mit einem Fachinformatiker spreche, der was für meine Fa. programmieren soll, sage ich immer: „Erklär mir das so, als wenn du es einem kleinen Hund erklären würdest“. Und siehe da! Auf einmal klappt es mit dem deutsch reden.
    Vielen Dank für diesen Beitrag! Weiter so!

  4. Erich Lienhart sagt:

    Ich frage mich: Ist ein Leben ohne „ Sale“, „Events“ und „to go“ überhaupt noch möglich ? Lichtblicke im Denglisch-Dschungel sind selten, aber sie gibt es, wie etwa die Parfümerie „ Pieper“ in Herne. Das bereits mit „ Chanity“ bedruckte Werbemittel für eine Wohltätigkeitsaktion wurde eingestampft und heißt jetzt „ Schöne Momente“. „Pieper“ sei schließlich ein Tradtions-und Familienunternehmen verkündet die Geschäftsleitung selbstbewußt. Auch sonst bewirbt die Parfümerie Produkte auf deutsch, keine Spur von „ Come in and find out“.
    Oder nehmen wir das Modehaus „ Nikolaus“ in Rostock, das sich der Anti-SALE- Aktion der Deutschen Sprachwelt angeschlossen hat und in seinen Filialen die Forderung „ Schluß mit dem Ausverkauf der deutschen Sprache“ plakatiert. Und eine Verkäuferin meint: „ Es kommen öfter Leute in den Laden und finden das Schild ganz toll“. Auch der Norddeutsche Rundfunk ( NDR ) ist begeistert: „ Wer wirklich auffallen will, der schreibt wieder deutsch“
    Selbst aus Stadtverwaltungen kommen erfreuliche Signale: So hat die Hamburger Kultursenatorin Barbara Kisseler entschieden, daß es den geplanten „ Chicago Square“ nun doch nicht geben wird. Ihr Sprecher Enno Isermann ließ verlauten: „ Nach Ansicht der Kulturbehörde ist ‚Square‘ keine passende Bezeichnung für einen Hamburger Platz. Der Aufstand in der Bürgerschaft ist somit erfolgreich gewesen. Einen Schritt weiter geht die Stadt Schwabach, die bewußt Anglizismen vermeidet. So änderten die Stadtwerke die Bezeichnung für den Ökostrom von „ Hydropower“ in „Schwabach Natur“. Und aus dem City- Parkhaus wurde die „ Tiefgarage Altstadt – Mitte“.
    Sogar beim Weltunternehmen Siemens will man den Anglizismen- Wahn etwas zurückdrehen. Die Auftritte der Sprachschützer auf der Hauptversammlung der Aktionäre blieb nicht wirkungslos. Seit kurzem gibt es nämlich ein internes Papier in dem es heißt: „ An allen Stellen, an denen ohne Verständnisverlust auf den englischen Ausdruck verzichtet werden kann, wird zukünftig ohne weitere Erläuterung die deutsche Entsprechung verwendet. Statt von einer „ Benchmark“ spricht Siemens jetzt beispielsweise von einem „ Orientierungswert“.
    Es bleibt zu hoffen, daß diese Beispiele auch bei uns in der Region bald Schule machen

  5. Auch ganz einfache Anglizismen können gut in die Hose gehen.
    For you vor Ort.
    Um Schlecker aufzupeppen, nun hats sich ausgeschleckert.

    Gibt aber auch etwas nettere Gegenbeispiele, wenn mit der Englischen Sprache nur selbstironisch gespielt wird.
    BSP von unserer Berliner Stadtreinigung BSR:
    We kehr for you !

  6. Dem kann man vollinhaltlich zustimmen. Aber mal ehrlich, klingt „Anti Aging Creme“ nicht besser als „gegen Falten Salbe“. Wie auch immer, verständlich sollte die Botschaft schon sein!

    Liebe Grüße aus Renningen
    Ihr Rainer Seemann

error: Content is protected !!
Cookie Consent mit Real Cookie Banner