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simplify Allgemeinwissen: Wie sehr zählt der „erste Eindruck“?
Psychologische Forschungen zeigen, dass der erste Eindruck nur eine Frage von wenigen Sekunden ist: Innerhalb so kurzer Zeit entscheiden wir, ob wir einen Fremden als positiv oder negativ wahrnehmen – und in welche der „Schubladen“ in unserem Gehirn wir ihn stecken. Lernen Sie hier die 3 grundlegenden Mechanismen kennen, nach denen die Einordnung in „Schubladen“ funktioniert.
1. Der Primäreffekt
Primäreffekt (engl. „Primacy Effect“) nennen Psychologen das Phänomen, dass die erste Information einen stärkeren Eindruck hinterlässt als alle folgenden. Sie wirkt quasi als Anker im Gehirn. Ein Beispiel: Jemand beschreibt Ihnen eine Person X. Dabei nutzt er folgende Aufzählung: X sei „intelligent, strebsam, ehrgeizig, sparsam, introvertiert, neidisch“.
Nun setzt zwangsläufig der Primäreffekt ein: Das erste Merkmal „intelligent“ prägt für Sie alle folgenden, d. h., auch „ehrgeizig“ und „sparsam“ sehen Sie nun in einem positiven Licht. Wird Ihnen hingegen die gleiche Person mit der Aufzählung „neidisch, introvertiert, sparsam, ehrgeizig, strebsam, intelligent“ vorgestellt, dominiert das negative „neidisch“ die Wahrnehmung. Als Zuhörer würden Sie dann „introvertiert“ im Sinne von „Eigenbrötler“ negativ interpretieren, aus „sparsam“ würde „geizig“ usw.
2. Die Wirkung des Äußeren
Der Primäreffekt erklärt auch, warum Äußerlichkeiten für den ersten Eindruck so wichtig sind. Ob Sie es wollen oder nicht: Andere machen sich auf Anhieb ein Bild von Ihnen, und zwar aufgrund äußerer Merkmale wie Gesicht, Mimik, Körperhaltung, Frisur, Kleidung oder Sprache. Sie schließen daraus auf Ihr Wesen. Wer z. B. eine korrekt gekleidete, dezent geschminkte Frau sieht, schlussfolgert sofort, dass diese Dame seriös und vertrauenswürdig (oder langweilig und pedantisch) ist. Das erste wahrgenommene Merkmal (= das Äußere) prägt alle weiteren!
3. Der Halo-Effekt
Der Halo-Effekt (von griech. hálos = Lichthof) besagt, dass ein einziges Merkmal alle anderen überstrahlt. Ein typisches Beispiel für einen Halo-Effekt wäre, wenn ein Lehrer annimmt, dass ein gut aussehender und freundlicher Schüler auch gute Leistungen erbringt – und in der Folge schlechtere Leistungen des Schülers als „einmalige Ausrutscher“ bewertet. Der Effekt wirkt beidseitig: Überstrahlt ein positiver erster Eindruck alles andere, heißt das Heiligenschein-Effekt. Überstrahlt ein negativer erster Eindruck die gesamte Einschätzung des Menschen, spricht man vom Teufelshörner-Effekt.
Eine Folge der Evolution
Bei den oben beschriebenen Effekten geht es nicht um gut oder schlecht. Sie sind Tatsachen, denen Sie sich stellen sollten, denn sie entstammen der menschlichen Evolution. Für unsere Urahnen war es nämlich überlebenswichtig, nach dem ersten Eindruck sofort zu entscheiden: gut oder schlecht, Freund oder Feind, Jäger oder Opfer.
Autorin: Bettina Röttgers
Mit freundlicher Genehmigung des Orgenda Verlag. Quelle: simplify-Newsletter und simplify-Homepage.
simplify-Tipp: So planen Sie hilfreiche Beziehungen
Bei vielen Menschen gelten „Beziehungen“ als das Gegenteil von eigener Leistung: „Der ist nur durch seine Beziehungen was geworden.“ In Wirklichkeit sind eigene Motivation und ein Netz guter Kontakte keine Gegensätze, sondern gehören unmittelbar zusammen.
Viele erfolgreiche Menschen berichten, dass sie erst durch das Zusammensein mit anderen zu ihren eigenen Stärken gefunden haben. So funktioniert das erfolgreiche Networking:
1. Würdigen Sie das Ereignis
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ schreibt Hermann Hesse in seinem berühmten Gedicht „Stufen“. Wenn Sie einem Menschen neu begegnen, versuchen Sie, dessen Zauber zu spüren. Machen Sie das Treffen zu einem besonderen Erlebnis – und nicht zu einer Pflichtübung unter der Fahne des Networking.
2. Seien Sie präsent
Gönnen Sie Ihrem Gesprächspartner Ihre volle Aufmerksamkeit. Zeigen Sie Interesse und hören Sie zu. Vielleicht ist dieses Gespräch der „Beginn einer wunderbaren Freundschaft“, wie es im Film Casablanca heißt. Sind Sie innerlich nicht voll da, werden Sie diesen Augenblick verpassen. Beim Networking geht es schließlich nicht darum, sich Menschen „warm“ zu halten, sondern ein Teil eines stabilen sozialen Netzes zu sein.
3. Sprechen Sie positiv
Benutzen Sie das erste Zusammenkommen nicht dazu, um Ihren Gesprächspartner zu kritisieren oder zu belehren. Vermeiden Sie den Fehler, über andere schlecht zu reden. Das mag Spaß bereiten und Gemeinsamkeiten auftun, wird aber als unschöner Zug haften bleiben – im schlimmsten Fall bei den Betroffenen selbst. Es erweist sich also oft als unklug, andere gezielt von Ihrem Networking auszuschließen.
4. Nutzen Sie den ersten Eindruck
Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Schalten Sie am Beginn einer Begegnung auf höchste Aufmerksamkeit. Gehen Sie sofort auf andere zu. Machen Sie den Anfang. Haben Sie den Mut, sich zu präsentieren – bestimmt, aber nicht aufdringlich. Reden Sie mit. Nur so werden Sie wahrgenommen und weiter angesprochen.
5. Finden Sie Gemeinsames
Stellen Sie sich vor, Sie stünden am Ufer eines Flusses, und auf der anderen Seite Ihr Gesprächspartner. Solange diese Trennung vorhanden ist, ist es mühsam, miteinander zu sprechen Bauen Sie sich und Ihrem Gesprächspartner Brücken im Gespräch, indem Sie gemeinsame Themen suchen. Auch wenn das am Anfang nur wie lockeres Geplauder wirkt, erst durch solches Geplauder wird das Networking persönlich.
6. Lernen Sie Konversation
Small Talk ist als oberflächlich verrufen. Das „kleine Gespräch“ dient aber zur Vorbereitung ernsthafter Gespräche und darf dabei selbst lustig sein. Nutzen Sie als kleinsten gemeinsamen Nenner Ihre aktuelle gemeinsame Situation. Bewegen Sie sich von dort weiter zu Sport, Reisen, Kultur, Familie, Werte, Vorhaben, Interessen …
7. Pflegen Sie Ihre Kontakte
Nutzen Sie die Kraft des kleinen Gesprächs, um in Verbindung zu bleiben. Kümmern Sie sich aktiv um Ihre Beziehungen: persönlich, telefonisch oder schriftlich. Expertin Monika Scheddin empfiehlt als Faustregel für erfolgreiches Networking: jede Woche 2 alte Kontakte pflegen und sich um 2 neue bemühen. Ein guter Aufhänger sind Geburtstage. Senden Sie an diesem Tag einen kleinen Gruß, und Sie werden positiv in Erinnerung bleiben.
8. Sagen Sie „Danke!“
Wenn Sie in den Genuss einer Einladung oder einer neuen Bekanntschaft kommen, bedanken Sie sich grundsätzlich am nächsten Tag. Hört sich trivial an, wird aber oft vergessen und zeigt, dass Sie das Event nicht nur für Ihr Networking nutzen wollten, sondern auch danach etwas zurück geben möchten. Schreiben Sie eine E-Mail oder rufen Sie an.
9. Helfen Sie weiter
Hinter der Networking-Idee steckt eine Portion Idealismus: Wäre es nicht herrlich, wenn die Lösungen, die wir brauchen, bereits irgendwo vorhanden wären und wir nur wissen müssten, wo? Helfen Sie dabei mit! Wo können Sie helfen, damit Sie von den richtigen Personen gefunden werden?
10. Fragen Sie
Die Grundlage von Networking ist das Prinzip von Geben und Nehmen. Scheuen Sie sich nicht, selbst um Rat oder Tat zu fragen. Es wird nicht immer alles umsonst geben, aber generell stehen Sie einem hilfsbereiten Netzwerk gegenüber, welches die Lösung für Ihr Problem irgendwo für Sie bereit hält.
11. Vergessen Sie Networking
Nachdem Sie all diese Ratschläge gelesen haben – vergessen Sie sie wieder! Bleiben Sie bei Gesprächen offen. Vertrauen Sie darauf, dass sich Ihr Netzwerk ab jetzt wie von selbst bildet – solange Sie interessiert bleiben an anderen Menschen und bereit sind, immer wieder neue Leute im Kreis Ihrer Freunde, Partner und Kontakte willkommen zu heißen.
Zum Weiterlesen: Uwe Scheler, „Erfolgsfaktor Networking“
Autor: Werner Tiki Küstenmacher
Mit freundlicher Genehmigung des Orgenda Verlag. Quelle: simplify-Newsletter und simplify-Homepage.