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Welcher Sinn hat Ihr Leben? Vom Bergerlebnis zum Sinnerlebnis, mit Viktor Frankl
Ein Mensch, dessen Biografie und Botschaft gleichermaßen faszinieren: der Psychologe und Neurologe Viktor Frankl (1905–1997). Das Leben hat einen Sinn – daran hielt Frankl trotz seiner mehrjährigen Internierung in Konzentrationslagern fest.
Bereits Ende der 20er-Jahre entwickelte er die Grundlagen der Logotherapie, einer sinnzentrierten Psychotherapie, die heute eine in vielen Ländern anerkannte Therapierichtung ist. Frankl war ein passionierter Wanderer und Kletterer.
Das Ziel vor sich sehen
Frankl entdeckte viele Analogien zwischen Bergsteigen und Lebensweg: Der Gipfel ist ein klares Ziel. Der Weg nach oben trägt einen Sinn in sich. Der Blick auf das Ziel hilft, die Schwierigkeiten auf dem Weg zu überwinden und den Gipfel tatsächlich zu erreichen.
simplify-Rat: Geben Sie Ihrem Lebensweg ein eindeutiges Ziel und damit einen Sinn, der darauf wartet, von Ihnen erfüllt zu werden.
Wider die Angst
Frankl sagte, zum Klettern gebracht habe ihn die Angst davor: „Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen? Kann man nicht stärker sein als die Angst?“ In Frankls Logotherapie spielt die „Trotzmacht des Geistes“ gegenüber den Ängsten und Schwächen der Seele eine wichtige Rolle. Der Mensch wird Mensch durch den Widerstand, den er seinen eigenen Ängsten entgegensetzen kann.
simplify-Rat: Stellen Sie sich Herausforderungen, vor denen Sie zunächst zurückschrecken. Überwinden Sie sich, ohne zum leichtsinnigen Draufgänger zu werden.
Sich fordern
Frankl sah im Bergsteigen eine Möglichkeit, sich selbst etwas abzuverlangen. „Der Alpinist fordert von sich eine Leistung – wenn nötig auch eine Verzichtsleistung.“ Dabei geht er nicht den Weg des geringsten Widerstands, sondern sucht auf einer Klettertour oft die schwierigste Route, der er gerade noch gewachsen ist.
simplify-Rat: Wählen Sie für Aufgaben und Probleme nicht die bequemsten Lösungen, sondern diejenigen, die Sie persönlich weiterbringen. „Der Alpinist konkurriert und rivalisiert nur mit einem, und das ist er selbst.“
Zu sich kommen
Frankls Lieblingsberg war die Rax an der steirisch-niederösterreichischen Grenze. „Wenn ich auf die Rax komme und übers Plateau gehe, ist das die einzige Zeit in meinem Leben gewesen, in der ich immer wieder meditiert habe. Die Gedanken bekommen ihren freien Lauf, und es gibt eigentlich keine größere, wesentliche Entscheidung in meinem Leben, die ich nicht auf der Rax getroffen hätte. Wenn ich bei der Preiner Wand angekommen bin, dann beginnt das tätige, buchstäblich den Fels anpackende Leben.“
simplify-Rat: Geben Sie in Ihrem Leben beidem Raum: dem ruhigen Nach-innen-Sehen und dem äußeren Zupacken. Suchen Sie sich einen Ort, an dem Sie zu dem finden, was in Ihrem Leben gerade zu kurz kommt: Aktion oder Kontemplation.
Zum Weiterlesen: Viktor E. Frankl, Bergerlebnis und Sinnerfahrung. Fundierte Informationen zu Viktor Frankl erhalten Sie beispielsweise auf der Website des Wiener Viktor-Frankl-Instituts unter logotherapy.univie.ac.at.
Autor: Tiki Küstenmacher
Mit freundlicher Genehmigung des Orgenda Verlag. Quelle: simplify-Newsletter und simplify-Homepage.
Sinn des Lebens: Der Gefühls-Kompass
Auf dem Weg zu Ihrem wahren Lebensziel – Ihren spruchwörtlichen „Sinn des Lebens“ – Ihrem inneren Polarstern, werden Sie vor allem von Ihren Gefühlen geleitet. Die westliche Philosophie, angefangen bei den alten Griechen, hat uns jedoch ermutigt, uns mehr aufs Denken als aufs Fühlen zu verlassen.
Daher hat Martha Beck eine Methode entwickelt, wie Sie wieder Zugang zum Reichtum Ihrer Gefühlswelt bekommen.
Die magische Frage
„Wie fühle ich mich?“ Was ist Ihre derzeit vorherrschende Empfindung? Finden Sie Ihr aktuelles Gefühl im neben abgebildeten Kompass.
Enttarnen Sie „verkleidete“ Gefühle
Häufig ist Ihr erstes, vordergründig gespürtes Gefühl nur eine Maskierung eines anderen, ehrlichen Gefühls, das Sie aber nicht zu zeigen wagen. Der Grund dafür liegt häufig in der Kindheit. Misshandelte Kinder etwa reagieren eigentlich mit Zorn auf die empfangenen Demütigungen, trauen sich aber nicht, ihn auszudrücken, und verstecken ihn hinter ihrer Angst. Nachfolgend finden Sie zu jedem Ihrer Gefühle mögliche Täuschungen und Hinweise, wie Sie richtige und falsche Gefühle unterscheiden können. Das richtige Gefühl wird Sie unweigerlich Ihrem inneren Polarstern näher bringen.
Wenn Sie vorwiegend Angst empfinden
Die positive Funktion: Angst beschützt Sie vor Gefahren. Gefährliche Täuschung: Hinter falscher Angst verstecken sich häufig Aggression und Zorn, die nicht gelebt werden dürfen. Sie erkennen falsche Angst daran, dass sie sehr allgemein ist und nicht zu klaren Vermeidungsreaktionen führt. Richtige Angst lässt sich sehr konkret bestimmen (z. B. nicht geliebt zu werden, Angst vor Höhen). Gesunde Reaktionen:
a) Sie sehen der Angst ins Auge. Vervollständigen Sie den Satz: „Wenn ich nur den Mut dazu hätte, würde ich …“ Tun Sie, was Sie dort hingeschrieben haben, und Ihre Angst wird Ihr Bundesgenosse!
b) Sie vermeiden, was Sie ängstigt. Sie gehen nicht auf Türme oder Berge und haben trotzdem ein erfülltes Leben.
Wenn Sie vorwiegend Trauer empfinden
Die positive Funktion: Psychologen nennen Trauer „das heilende Gefühl“. Menschen, die einen Trauerprozess bis zum Ende durchschreiten, werden gekräftigt, gesünder und weiser. Gefährliche Täuschung: Falsche Trauer soll oft Zorn und Angst verdecken. Sie erkennen falsche Trauer an einem vagen Gefühl von Hoffnungs- und Hilflosigkeit. Richtige Trauer schmeckt auf eine eigenartige Weise süß. Sie empfinden, dass Sie ein Recht haben, darüber zu trauern, verbunden mit einem eigentlich guten Gefühl von Stärke und Aufrichtigkeit. Gesunde Reaktionen: Der Grund für Trauer ist immer ein Verlust. Finden Sie heraus, was Ihnen genommen wurde, oft in sehr ungerechter Weise. Das kann schon lange zurückliegen.
a) Ersetzen Sie es, wenn möglich, durch etwas Besseres.
b) Lernen Sie, den Verlust als notwendigen Fortschritt in Ihrem Leben zu lieben.
Wenn Sie vorwiegend Zorn empfinden
Die positive Funktion: Ihr psychologisches Immunsystem, das Ungerechtigkeiten aufspüren und besiegen soll. Zorn ist Feuer: Nach außen gerichtet, hat es große reinigende Kraft, es ist aber auch gefährlich. Nach innen gerichtet, kann es Ihnen großen Schaden zufügen. Gefährliche Täuschung: Hinter falschem Zorn steckt sehr häufig Trauer, besonders bei Männern. Da hilft die Suche nach dem Verlorenen (siehe oben). Falscher Zorn richtet sich allgemein gegen Ihre Umgebung, auch gegen Menschen, die Sie eigentlich lieben. Er macht Sie traurig. Richtiger Zorn ist spezifisch und enthält eine Kraft aus Ihrer Tiefe, die Sie stark macht. Gesunde Reaktionen:
a) Ändern Sie sich selbst.
b) Ändern Sie die Situation.
Wenn Sie vorwiegend Freude empfinden
Die positive Funktion: Freude nährt und erweitert Ihr Leben. Gefährliche Täuschung: Falsche Freude ist kurzzeitige Euphorie, hervorgerufen durch Chemikalien, eine Sucht oder eine sorgfältig eingefädelte Freudensituation. Falsche Freude erkennen Sie am Tief danach. Gesunde Freude enthält Dankbarkeit, die auch nach dem Stimmungshoch bestehen bleibt. Gesunde Reaktionen:
a) Freuen Sie sich. Gönnen Sie sich, was Sie erfreut. Tun Sie’s!
b) Teilen Sie Ihre Freude mit anderen. Das wird Ihre eigene Freude verdoppeln.
Die zauberhaften 5 „Ws“
Analysieren Sie Ihre (echten!) Gefühle, indem Sie bis zu 5-mal „Warum“ fragen – so lange, bis Sie auf ein lösbares Problem stoßen. Ein Beispiel: Ich bin so traurig. Warum? Weil ich heute so wenig geschafft habe. Warum? Weil ich immer wieder im Internet gesurft habe. Warum? Weil mir meine eigentliche Arbeit keine Freude macht. Warum? Weil ich zu viel allein arbeiten muss. Aha! Ein paar Kreativ-Meetings, die Versetzung in eine Arbeitsgruppe – damit sind Lösungen in Sicht.
Oft stellt sich heraus, dass das eigentliche Problem gar nicht so komplex ist wie angenommen. Das allgemeine Gefühl von Traurigkeit lässt sich durch eine verhältnismäßig kleine Änderung erfolgreich bekämpfen – und Sie sind wieder einen Schritt auf dem Weg zu Ihrem wahren Lebensziel weitergekommen.
Autor: Werner Tiki Küstenmacher
Mit freundlicher Genehmigung des Orgenda Verlag. Quelle: simplify-Newsletter und simplify-Homepage.