Schlagwort-Archiv: positives Denken

Die wirksame Balance zwischen Arbeit und Leben, durch positives Denken

Autor: malerdeck am 15. Februar 2012

Balance“, sagen Sie, „ja, das wäre schön!“ Leider steht ihr vieles entgegen: Immer kommt etwas dazwischen. Trotz des Positivdenkens läuft vieles negativ. Systematisch halten andere Sie davon ab. Zu viele innere Widersprüche zerreißen Sie selbst.

Es fällt Ihnen schwer, Schwerpunkte im Leben zu setzen und Ihre Energie sinnvoll einzuteilen. Was kann da „Balance“ sein? Vielleicht liegt das Problem darin, dass wir der Balance etwas abverlangen, was sie nicht wirklich leisten kann.

Wagen Sie den Versuch, neu über die Balance zu denken.

Work Life Balance durch positives Denken

Was ist Balance?

Altes Denken: Balance ist ein Zustand des Ausgeglichenseins, zu erreichen durch eine Aufhebung von Gegensätzen. Ärgerlich ist die Polarität, die alle Dinge zu prägen scheint. Verschwinden soll die Spannung zwischen gegensätzlichen Erfahrungen, der Gegensatz von Fühlen und Denken, Gegensätze zwischen eigenen Interessen und den Interessen anderer, zwischen Meinungen und Gegenmeinungen. Aber diese Aufhebung gelingt allenfalls für Momente.

Neues Denken: Erkennen Sie die Gegensätze an und sehen Sie deren Verteilung in der Zeit. Balance ist ein Ausgleich durch die Zeit hindurch, über den Tag hinweg, ja sogar über ganze Lebensphasen. Balance ist nicht Stillstand in der Mitte, sondern das lebendige Wechselspiel der Gegensätze. Leben ist Polarität, Ausschläge der Waage zur einen und anderen Seite hin. Nennen Sie das die „Balance der Abfolge“.

Ihr Urbild ist der Tanz: Dort gewinnen Sie Balance nicht dadurch, dass Sie auf einem Bein stehen bleiben. Sondern: linkes Bein, rechtes Bein, so kommen Sie in den Bewegungsfluss, dem Außenstehende die Gegensätze nicht mehr anmerken. Dass jeder Schritt in sich selbst perfekt ausgewogen wäre, lässt sich nicht behaupten. Mal treten Sie zu fest auf, mal zu flüchtig. Jeder Schritt bedarf einer Binnen-Balance, und mit jedem neuen Schritt wird der vorherige ausbalanciert. Genau so geschieht das bei den Gegensätzen des Lebens.

Zärtlichkeit und Zorn

Altes Denken: Sie suchen Balance, indem Sie beispielsweise die Zärtlichkeit allein behalten, den Zorn hingegen loswerden wollen. Sie kennen das Resultat: Es geht nicht.

Neues Denken: Sehen Sie Balance als eine Abfolge, bei der auf Zeiten des Zorns immer wieder Zeiten der Zärtlichkeit folgen. Die Binnen-Balance sorgt dafür, dass sowohl Zorn als auch Zärtlichkeit ihr jeweiliges Maß finden – mit den üblichen Binnenschwankungen. Ein eventuelles Übergewicht des Zorns lässt sich durch ein Vielfaches an Zärtlichkeit aufwiegen.

Das ist ein langer Prozess der Einübung. Entscheidend für die Balance ist Ihr Gespür dafür. Die Anlagen dazu tragen Sie in sich, aber sie bedürfen der Ausbildung – durch Erfahrungen und deren stets neues Überdenken. Je reicher Ihre Erfahrungen, desto feiner das Gespür, wo, wann und wie Sie etwas auszugleichen haben.

Das symmetrische Leben

So kann eine Lebensbalance gelingen, die das jeweils Andere nicht ausschließt, sondern von Grund auf anerkennt. Eine Balance zwischen den Schwierigkeiten, die zu bewältigen sind, und der Leichtigkeit, die Sie immer wieder erreichen können. Zwischen dem Ernst des Lebens und den komischen Seiten, die dem Leben abzugewinnen sind.

Der Inbegriff dieser Balance ist Heiterkeit. Sie ist das „symmetrische Leben“, von dem Demokrit, der Begründer der philosophischen Heiterkeit (euthymía), im 5./4. Jahrhundert v. Chr. sprach.

Unterscheiden Sie heiter und fröhlich

Heiterkeit ist eine geistige Haltung, kein Gefühl. Sie kann allerdings Gefühle auslösen – doch nicht nur fröhliche, sondern auch traurige. Heiterkeit ist vorbereitet auf den möglichen Umschlag der Dinge in ihr Gegenteil. Mit ihr begeben Sie sich auf die Gratwanderung zwischen unaufhebbaren Widersprüchen.

Manchmal ähneln Sie dabei dem Betrunkenen, der beim Versuch, die Balance zu wahren, mal links, mal rechts in den Straßengraben fällt, sich auf diese Weise aber etwa in der Mitte der Straße hält. Eine nüchterne Form von Trunkenheit: Das ist die Kunst der Balance.

Der Autor dieses Artikels, Prof. Wilhelm Schmid, geb. 1953, ist freier Philosoph und lebt in Berlin. Er lehrt Philosophie an der Universität Erfurt und als Gastdozent an der Universität Tiflis (Georgien). Regelmäßige Tätigkeit als „philosophischer Seelsorger“ am Spital Affoltern am Albis bei Zürich. Seine Homepage: www.lebenskunstphilosophie.de. Eines seiner Bücher: Die Kunst der Balance.

Mit freundlicher Genehmigung des Orgenda Verlag. Quelle: simplify-Newsletter und simplify-Homepage.