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Malermeister oder Lastesel für Industrie und Handel?

Autor: malerdeck am 12. Oktober 2011

Alle zwei Jahre wieder: Vor wenigen Wochen brachten die jeweiligen Außendienstmitarbeiter die neuen Teppichboden-Kollektionen ins Haus. Als die Herren, schwer schleppend, die Kollektionen absetzten fragte ich sofort spontan „Wer soll das denn bitte tragen?“ 🙁

18 kg (!!!) 🙁 hat ein solches Teppichboden-Kollektions-Ungetüm. Ich habe es gewogen!

Vor meinem geistigen Auge sah ich bereits meine Kundinnen und Kunden. Unsere Beratung, mit den Kollektionen, findet ausschließlich beim Kunden vor Ort statt. Dazu kommt es häufig vor, dass wir eine Teppichboden-Kollektion beim Kunden lassen, damit dieser sich in aller Ruhe, zwei oder drei Tage, die Kollektion ansehen kann. Oft werden dabei noch nahe Verwandte oder Nachbarn mit in die Entscheidung einbezogen.

Malermeister oder Lastesel? 18 kg über mehrere 100 m und dann noch in´s 4.OG schleppen? Industie und Handel: Bitte vormachen!

Jetzt schleppe ich schon die Kollektion vier Stockwerke hoch und stelle die meiner Kundin, Frau Erna Müller, ins Wohnzimmer. Frau Müller soll dann diese Kollektion auf ihren Couch- oder Küchentisch hoch und wieder herunter wuchten? Bei dem Gewicht? Undenkbar! Frau Müller bekommt nämlich dabei einen Bandscheibenvorfall und ist die längst Zeit meine Kundin gewesen.

In der Beratung ist es die Regel, dass wir nicht nur eine Teppichboden-Kollektion, sondern auch eine Tapeten-Kollektion brauchen. Und diese Beratung spielt sich beim Kunden vor Ort ab. Als Malermeister bin ich dann ein schwer bepackter Lastesel: Tapeten-Kollektion, Teppichboden-Kollektion, weitere Muster und meine eigenen Aufzeichnungs- und Aufmassunterlagen.

Was Industrie und Großhandel uns damit zumuten, ist unglaublich. Da wird in eine solche Riesenkollektion alles nur Mögliche hineingepackt. Die Kollektion soll sozusagen die „eierlegende Wollmilchsau“ sein. Dabei kommen dann solche 18 kg schwere Kollektionsungetüme heraus. Die Damen und Herren, die solche Kollektionen entwerfen, denken dabei offensichtlich nicht an die tragischen Konsequenzen.

Von der schweren Teppichboden-Kollektion: Bandscheibenvorfall

Nicht immer bekomme ich einen Parkplatz direkt vor dem Haus und nicht immer wohnt die Kundin oder der Kunde im Erdgeschoss. Da muss man manchmal schon 100 m, 200 m oder gar mehr, schwer bepackt gehen. Wohnt die Kundin in einem Haus ohne Fahrstuhl und im 4. OG, braucht man als Lastesel erst einmal eine gehörige Verschnaufpause. Aber an solche banalen und praktischen Dinge, scheinen die kollektionsentwerfenden Damen und Herren von Industrie und Handel nicht zu denken.

Warum auch? Schließlich haben sie ja mit dem Endkunden überhaupt nichts zu tun und brauchen diese riesigen und schweren Kollektionen auch nicht in der Gegend herumschleppen.

Die Meisterfrau in der Kunden-Beratung vor Ort. 18 kg hunderte Meter weit tragen? Unmöglich!

Zudem sind es nicht immer die Männer/ Malermeister, die diese schweren Kollektionen schleppen müssen. Es gibt auch Malermeisterinnen. Oft sind auch die Meisterfrauen in der Kundenberatung tätig und mit den Kollektionen vor Ort unterwegs. Wie soll eine Frau, tagein tagaus, diese 18 kg Kollektionen hin und hertragen, ins Auto wuchten und vielleicht ins 4. OG hochschleppen? Das ist vollkommen unmöglich. 🙁 Wären die kollektionsentwerfenden Damen und Herren selbst in der Kundenberatung vor Ort tätig, würden sie sehr schnell auf die „eierlegende Wollmilchsau“ verzichten.

70% oder 80 % der ausgesuchten Teppichböden, sind eh im braunen und beigen Bereich. Da bietet sich doch eine schmale und leichte „Brot- und Butterkollektion“ an, die leicht und gut transportierbar ist. Alle anderen Muster könnten dann in einer weiteren Kollektion zusammen gefasst werden.

Bei der permanenten Ignoranz von Handel und Industrie auf solche Hinweise, habe ich allerdings wenig Hoffnung, dass sich an dieser unmöglichen Gewichtspraxis etwas ändern wird.

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