Loriot hätte an diesem Telefongespräch seine helle Freude gehabt

Erstellt am 19. Oktober 2010 von

Loriotverdächtig

Unglaublich, was man so mit “Kunden” alles erlebt.

Hätte Loriot dieses Telefongespräch mit angehört, wäre daraus bestimmt ein zwerchfellerschütternder Sketsch entstanden.

Folgender Dialog heute am Telefon:

Anrufer: „Ich möchte in meiner Wohnung eine Tür streichen lassen. Können Sie bitte vorbeikommen, sich die Tür ansehen und mir dafür ein Angebot machen.“

Ich: „Da brauche ich nicht vorbeizukommen. Ich schicke Ihnen einen Mitarbeiter, der die Tür streicht. Abgerechnet wird das auf Zeitnachweis, die Stunde zu € 50,22, inkl. Mehrwertsteuer.“

Anrufer: „Ach so? Ja wie viel Zeit wird denn für den Anstrich gebraucht und wie hoch werden die Kosten sein?“

Ich: „Die Tür muss zwei Mal gestrichen werden. Rechnen Sie, einschließlich der Fahrzeit, pro Anstrich ca. 1,5 Stunden. Das sind ca. drei Stunden á € 50,22, gleich € 150,66, plus ca. € 20,– Material.“

Anrufer: „Ui, das ist ja ganz schön viel. Warum muss ich die Fahrzeit bezahlen?“

Ich: „Ja wer denn sonst? Die Fahrzeit zu Ihnen ist bezahlte Arbeitszeit für Ihren Türanstrich. Deshalb müssen Sie die Fahrzeit bezahlen.“

Anrufer: „Zwei Anstriche an zwei Tagen. Da muss ich ja zwei Tage Urlaub nehmen?“

Ich: „Ja. Wenn Sie dabei sein wollen.“

Anrufer: „Ich habe mir eigentlich gedacht, dass Sie die Tür abholen und in ihrer Werkstatt lackieren. Dann brauche ich keine zwei Tage Urlaub nehmen. Und günstiger ist das bestimmt auch.“

Ich: „Das können wir auch machen. Allerdings müssen, um die Tür durch das Treppenhaus zu tragen und im Auto zu verladen, zwei Mitarbeiter zu Ihnen fahren. Das bedeutet für abholen und bringen jeweils ca. eine Stunde, macht bei zwei Mitarbeitern insgesamt vier Stunden, plus die Arbeitszeit des Lackierens der Tür. Billiger wird das deshalb nicht. Im Gegenteil.“

Anrufer: „Ach du liebe Zeit. Geht das nicht anders und einfacher?“

Ich: „Leider nein.“

Anrufer: „Das habe ich mir nicht so kompliziert und teuer vorgestellt. Ich muss mir das Ganze noch einmal überlegen und melde mich dann wieder.“

Wie bitte? Ja hallo, geht´s denn noch?

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Kommentare

  1. Es hätte da vielleicht doch noch eine günstigere Variante gegeben.
    Der gute Mann hätte die Tür ja bei Ihnen vorbeibringen können und
    nach getaner Arbeit wieder abgeholt. Es bleibt nur die Frage zu klären ob der „Türtragehelfer“ (schönes Wort – oder?) das kostenfrei erledigt hätte – denn ich glaube nicht, dass der gute Mann verheiratet ist -. War es überhaupt ein Mann? Ist die Tür überhaupt tragbar? Ist der Wagen des Anfragenden überhaupt groß genug? Ach – da ergeben sich Fragen über Fragen – die das Leben auch nicht einfacher machen.
    Eine Frage hab denn dann doch noch. Hat der Anfragende sich eigentlich nochmals gemeldet?
    Gruß aus Hamburg
    M. Munckmark

  2. Benjamin Klar sagt:

    Hehe, genial… Von den weiteren Lebensfragen mal abgesehen: irgendwie kommt mir das Ganze – in abgewandelter Form – bekannt vor.
    Ist halt immer wieder schön, was man so mit seinen Kunden erleben kann, insbesondere am „heißen Draht“. 😉

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